Emil Nolde und sein Sammler Paul Ströhmer (1861 -1945)
Gerisch-Stiftung, Neumünster
Kuratoren: Dr. Martin Henatsch, Prof. Dr. Ulrike Wolff-Thomsen
Es war ein kleines Wunder! Ausgerechnet in jenem Haus, das die Gerisch-Stiftung 2007 zu einem Ort der Förderung und Präsentation zeitgenössischer Kunst erklärt hatte, herrschte 100 Jahre zuvor schon einmal ein ähnlich kunstsinniger Geist. Unbeirrt seinem eigenen Urteil vertrauend, sammelte der Buntpapierfabrikant Paul Ströhmer (1861 – 1945) in dem von ihm erbauten Haus in Neumünster – der heutigen Villa Wachholtz – Kunst seiner Zeit. Nahezu vollständig in Vergessenheit geraten ist diese außergewöhnliche Kunstsammlung, die Ströhmer von etwa 1903 bis 1923 zusammengestellt hat. Über zwei Jahrzehnte entstand in dem, wie Emil Nolde lobend hervorhebt, „kleinen Holsteinstädtchen Neumünster“ eine hochwertige Sammlung von über 110 Gemälden, Aquarellen, Grafiken und Keramiken damals zeitgenössischer, nach heutiger Definition expressionistischer Künstler mit besonderer Gewichtung auf Werken von Nolde; auch Christian Rohlfs, Otto Mueller, Heinrich Zille oder Katsushika Hokusai u.a. waren vertreten. Die Villa von Paul Ströhmer war zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine der wenigen norddeutschen Orte für wegweisende moderne Kunst. So war Nolde in freundschaftlicher Verbundenheit zu seinem Sammler mehrfach zu Besuch im Hause Ströhmer. Heute ist die Sammlung in alle Welt verstreut – für die Kuratoren eine verpflichtende Aufgabe, diesen bisher ungehobenen Schatz Neumünsteraner und schleswig-holsteinischer Kunst- und Kulturgeschichte zu heben. Die Ausstellung führte nicht nur erstmalig die Werke dieser historischen Sammlung wieder zusammen, sondern dokumentiert den intensiven Briefwechsel zwischen Emil Nolde und seinem Sammler Paul Ströhmer. Daraus entstand das faszinierende Porträt einer norddeutschen Sammlerpersönlichkeit, das tiefe Einblicke in das Kunst- und Weltverständnis jener Zeit gewährt.