Aliens in Parliament

Aliens in PaliamentYinka Shonibare
Landeshaus Kiel, Schleswig-Holstei­ni­scher Landtag und Inves­ti­ti­onsbank Schleswig-Holstein
Kurator: Dr. Martin Henatsch

Schon aufgrund seiner Biografie hat Yinka Shonibare MBE eine besondere Perspektive auf das Fremdsein. Als Sohn nigeria­ni­scher Eltern verbrachte er seine Jugend in Lagos/Nigeria  bevor er in London Kunst studierte. Er  bezeichnet sich als „postco­lonial hybrid“: Was bedeutet nationale oder kultu­relle Zugehö­rigkeit, gar Identität? Was macht uns zum Teil einer Gruppe und wer definiert dies? Sind wir nicht alle Fremde jenseits unserer jewei­ligen Gruppen­zu­ge­hö­rigkeit? Es sind diese Fragen, die Shonibare in seiner Kunst stellt.

Hierfür ließ Shonibare Aliens im Schleswig-Holstei­ni­schen Landtag landen: Doch obwohl diese ‚norma­ler­weise’ als abscheu­liche Aggres­soren ihre Invasion mit den Himmel verdun­kelnden Raumschiffen ankün­digen, werden wir hier mit geradezu charmanten und amüsanten Kreaturen konfron­tiert. Dennoch begegnen uns die Aliens als Fremde. Shoni­bares Thema ist das alle Aliens bestim­mende Fremdsein. Ihre Haut sowie  die Bespannung der Flugma­schinen hat er aus jenem Stoff gefertigt, der inzwi­schen zum Erken­nungs­merkmal seienr Arbeit geworden ist: Hollän­dische Wachs­druck­tücher. Obwohl diese Stoffe als Bestandteil der meisten Werke von Shonibare bis heute als ‚original afrika­nisch’ gelten, hat das hierfür notwendige Wachs­druck­ver­fahren seinen histo­ri­schen Ursprung nicht in Afrika, sondern im indone­si­schen Java. Großen­teils in den Nieder­landen oder England produ­ziert, ist es ein typisches Export­produkt europäi­schen Kolonia­lismus. Die mit den Stoffen in Verbindung gebrachte vermeint­liche Authen­ti­zität erweist sich als Konstrukt, Identität als Ergebnis vielfacher Überlagerungen.

Shonibare kombi­niert spezi­fische Fragen natio­naler Identität des von Europäern vollständig kolonia­li­sierten Konti­nents mit allge­meinen Themen der Migration, rassis­ti­scher Vorur­teile und Fremden­feind­lichkeit. Er stellt die Frage nach unserem  Umgang mit dem Fremden: Gerade im Umfeld eines politi­schen Zentrums, wie dem Schleswig-Holstei­ni­schen Landtag, entwi­ckelten seine  Aliens in Parliament eine besondere Brisanz.

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