Carsten Höller. Problemspiel
Gerisch-Stiftung, Neumünster
Kurator: Dr. Martin Henatsch
Es sind die großen Glücksversprechen – Spiel, Natur, Liebe, Kinder, Rausch –, die sich als roter Faden durch Carsten Höllers Ausstellung Problemspiel zogen. Schon auf der großen Waldwiese des Parks kommt es zu einer denkwürdigen Gegenüberstellung: Ein altmodisches Kinder-Karussell, Inbegriff rauschhafter Entgrenzung von Raum und Zeit, steht einem stark vergrösserten Fliegenpilz gegenüber, Inbild märchenhafter Überhöhung von Natur. Doch nicht unbeschwertes Spiel und märchenhafter Rausch sind Höllers Themen, sondern deren Abgründigkeit – das Problemspiel; an Stelle berauschender Geschwindigkeit drehte sich das Karussell wie gelähmt in unendlicher Langsamkeit. Rausch und Ernüchterung, Mythos und Naturwissenschaft, Spiellust und Problemstellung durchdringen sich im Werk von Carsten Höller zu einer Erzählung. Der Fliegenpilz ist wie kein anderer Pilz in der mitteleuropäischen Märchenwelt verwurzelt: farbig lockend, doch giftig; Verkörperung von Gefahr und zugleich Möglichkeit zu bewusstseinserweiternden Zuständen. Höller hatte dem sagenumwobenen, vermutlich aus Fliegenpilzen gewonnenen Trank „Soma“ gerade 2010 im Hamburger Bahnhof in Berlin eine große Ausstellung gewidmet. Ein Jahr später stand ein monumentaler 3,5 Meter großer Giant-Triple-Mushroom (zusammengesetzt aus einem halben Fliegenpilz sowie je einem Viertel Speisemorchel und Violetter Rötelritterling) im – von dem Reformgärtner Harry Maasz 1924 so getauften – „Märchenwald“ der Gerisch-Stiftung. Das Werk Carsten Höllers verbindet in einzhigerartiger Weise verschiedene, oftmals weit auseinander klaffende Perspektiven: Naturwissenschaft, Mythos und Kunst. Nach über 20 Jahren konnte es erstmalig wieder in Schleswig-Holstein präsentiert werden.