Carsten Höller

bildschirmfoto-2016-11-16-um-16-03-31Carsten Höller. Problemspiel
Gerisch-Stiftung, Neumünster
Kurator: Dr. Martin Henatsch

Es sind die großen Glücks­ver­sprechen – Spiel, Natur, Liebe, Kinder, Rausch –, die sich als roter Faden durch Carsten Höllers Ausstellung Problem­spiel zogen. Schon auf der großen Waldwiese des Parks kommt es zu einer denkwür­digen Gegen­über­stellung: Ein altmo­di­sches Kinder-Karussell, Inbegriff rausch­hafter Entgrenzung von Raum und Zeit, steht einem stark vergrös­serten Fliegenpilz gegenüber, Inbild märchen­hafter Überhöhung von Natur. Doch nicht unbeschwertes Spiel und märchen­hafter Rausch sind Höllers Themen, sondern deren Abgrün­digkeit – das Problem­spiel; an Stelle berau­schender Geschwin­digkeit drehte sich das Karussell wie gelähmt in unend­licher Langsamkeit. Rausch und Ernüch­terung, Mythos und Natur­wis­sen­schaft, Spiellust und Problem­stellung durch­dringen sich im Werk von Carsten Höller zu einer Erzählung. Der Fliegenpilz ist wie kein anderer Pilz in der mittel­eu­ro­päi­schen Märchenwelt verwurzelt: farbig lockend, doch giftig; Verkör­perung von Gefahr und zugleich Möglichkeit zu bewusst­seins­er­wei­ternden Zuständen. Höller hatte dem sagen­um­wo­benen, vermutlich aus Fliegen­pilzen gewon­nenen Trank  „Soma“ gerade 2010 im Hamburger Bahnhof in Berlin eine große Ausstellung gewidmet. Ein Jahr später stand  ein monumen­taler 3,5 Meter großer Giant-Triple-Mushroom (zusam­men­ge­setzt aus einem halben Fliegenpilz sowie je einem Viertel Speise­morchel und Violetter Rötel­rit­terling) im – von dem Reform­gärtner Harry Maasz 1924 so getauften – „Märchenwald“ der Gerisch-Stiftung. Das Werk Carsten Höllers verbindet in einzhi­ger­ar­tiger Weise verschiedene, oftmals weit ausein­ander klaffende Perspek­tiven: Natur­wis­sen­schaft, Mythos und Kunst. Nach über 20 Jahren konnte es erstmalig wieder in Schleswig-Holstein präsen­tiert werden.

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