Mark Dion. Über die Jagd. Concerning Hunting
Gerisch-Stiftung, Neumünster
Kuratoren: Dr. Martin Henatsch, Verena Gamper
Hochstände, Jagdhütten, Schießscheiben, Jagdfotos, Jagdembleme und Jagdkostüme: ein Szenario, wie aus einem naturkundlichen oder historischen Museum. Der amerikanische Künstler Mark Dion (*1961 in New Bedford, lebt in New York und Pennsylvania) verwendet dieselben Requisiten 2011 als Grundlage seiner skulpturalen und parkumgreifenden Installation in der Gerisch-Stiftung. Wie ein roter Faden zieht sich die künstlerische Untersuchung des Themas Natur durch das Werk dieses außergewöhnlichen Künstlers. Seine Arbeiten lassen den Betrachter zum Sammler, Forscher, Abenteurer werden – und nun auch zum Jäger.Charakteristisch für Mark Dions künstlerische Arbeitsweise sind die Überschneidungen von Fiktion und Realität, Kunst und Dokumentation. So bezog er in Neumünster neben den normalen Ausstellungsräumen und dem Parkareal auch die ansonsten privaten Jagdzimmer des Stifters Herbert Gerisch in seine Ausstellungs-Inszenierung mit ein. Vorgefundene oder zusammengetragene Realität und künstlerische Imagination wurden zu einer kaum unter-scheidbaren Synthese geführt. Der Künstler bedient sich dabei einer Methode, wie wir sie z. B. aus den Kunst- und Wunderkammern des 16. Jahrhunderts kennen; eine Ausstellungsform, die noch ohne die erst im 19. Jahrhundert eingeführte strikte Trennung von Einzeldisziplinen wie Kunst, Kunsthandwerk oder Naturkunde auskommt und uns heute gerade dadurch zum Staunen verführt.
Im Zentrum der Arbeit Mark Dions steht sein Interesse an den unterschiedlichen Sichtweisen auf Natur und deren grundsätzliche historischkulturelle Aufladung. Jagd wird erkennbar als gesellschaftliche Form des Umgangs mit Natur, in der sich unser Blick auf Natur widerspiegelt. Vorgeformte und sozial bestimmte Klischees bestimmen unser Bild von Jagd – damit aber auch unser Verhältnis zu Natur oder unseren Umgang mit Fleisch (zumeist aus der Tiefkühltruhe) als nahezu selbstverständlicher Bestandteil der Mahlzeiten. Wahrnehmung von Natur ist immer eine kulturelle Handlung. Dies führt uns der Künstler in zahlreichen Facetten vor.